
Bewohner des Münsterhus
Um 1800 bewohnte das prominente Haus am Kirchplatz der Schrunser Wundarzt Oswald Tschohl. Dieser war damals einer der wohlhabendsten Montafoner. Seine Frau Maria Christine Greberin und er besaßen die bedeutende Summe von fast 50.000 Gulden. Gemeinsam mit anderen Gesellschaftern initiierte er die Herstellung von Baumwollstoffen in der Region und beschäftigte über 90 Heimweber sowie ungefähr 4.000 Spinnerinnen. Außerdem hatte Tschohl mehrfach das Amt eines Montafoner Vorgesetzten inne.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts ging das Gebäude an die Familie Ignaz Ganahl und Anna Maria Kasper über. Deren vierter Sohn, Wilhelm Ganahl (geb. 15.6.1882) hinterließ ein umfassendes Konvolut an Feldpostbriefen, das sich im Montafon Archiv befindet. Wilhelm wuchs gemeinsam mit seinen Schwestern Ludwina (1878-1957) und Anna Maria (1879-1962) in Schruns auf und besuchte dort die gewerbliche Fortbildungsbildungsschule. Neben seinen Schwestern war Wilhelm Ganahl der einzige Sohn der Familie und sein beruflicher Werdegang somit vorgezeichnet. Nach dem Tod seines Vaters Ignaz Ganahl im Jänner 1908 übernahm Wilhelm Ganahl den Familienbesitz. Gemeinsam mit seiner verwitweten Mutter und seinen beiden Schwestern führte er die Landwirtschaft fort.
Die Spuren, die Wilhelm hinterlassen hat, sind eher dürftig und die Rekonstruktion seines Lebens gestaltet sich somit schwierig. Festzuhalten ist, dass der Kriegseinsatz 1915–1918 nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist. In den erhaltenen Unterlagen der Familie findet sich ein Schreiben des Landesinvalidenamtes für Vorarlberg, aus dem hervorgeht, dass Wilhelm Ganahl 1934 wegen eines Ohrenleidens und Gehörschwundes, den er auf den Felddienst bzw. das Artilleriefeuer in den Jahren 1915-1918 zurückführt, um Vergütung laut Invalidengesetz ansuchte. Diesem Begehren wurde allerdings nicht stattgegeben. Wilhelm Ganahl blieb zeitlebens unverheiratet und folglich ohne direkte Erben. Bis zu seinem Tod am 23. Februar 1962 war er in Schruns als Bauer tätig.
Reinhilde Ganahl (geboren 1912) war die letzte Bewohnerin des Münsterhus. Im Jahr 2004 hat die Raiffeisenbank Montafon ihren Erben das Haus am Kirchplatz abgekauft.


